Die Dienste für
die Aliierten schufen die Kontakte zu den
dankbaren Regierungen Europas, um groß ins
Anleihegeschäft einzusteigen, mit dem der
Wiederaufbau nach dem Krieg finanziert wurde.
Mittels ihrer Finanzkraft und durch
Börsenmanipulationen verschafften sich die
Rothschild-Brüder Zugang zu dem
Anleihegeschäft, auch gegen den Widerstand von
anderen Banken und auch z.T. der Regierungen.
Normalerweise
berechneten die Rothschilds geringere Zinsen und
Provisionen, um sich Zugang zu den Anleihen zu
verschaffen, wenn andere Banken die Zwangslage
eines Staates ausnutzen wollten. Dafür
verlangten sie jedoch exklusive Anleihen ohne
Partner.
Nach dem Kongreß von Aachen 1818 bemühten
sich fast alle Regierungen um die Rothschilds und
ihre Kredite.
Keine einzelne Macht in Europa vermochte solch
hohe Anleihen auf den Märkten zu plazieren. So
brachten die englischen Rothschilds insgesamt 18
Anleihen für die britische Regierung im Wert von
160 Mio Pfund auf, wovon u.a. 16 Mio Pfund für
den Krimkrieg und 15 Mio Pfund als Entschädigung
für die westindischen Sklavenbesitzer bestimmt
waren.
1825 betrug das Kapital der Rothschild- Bank 4
Mio Pfund, weit vor der nächstgrößeren
Baring-Bank mit einem Kapital von 500 000 Pfund.
Als Gegenleistung für die verschiedenen Anleihen
bekamen die Rothschilds zahlreiche Konzessionen
in verschiedenen Branchen zugesprochen. Sehr
einträglich war z.B. das Quecksilbermonopol
in Spanien (ab 1832), das noch durch ihre
österreichischen Idria- Quecksilberminen
abgesichert wurde.
1825/26 brachen
145 Banken zusammen, ausgelöst durch die
Überspekulationen nach dem Kriege. Die Reserven
der Bank of England sanken bedrohlich zusammen,
aber die Bank kam den Verpflichtungen nach und
verhinderte so eine Panik. Möglich war dies
jedoch nur, weil Nathan in ganz Europa Münzen
organisierte, um die Bank of England flüssig zu
halten. (gigantische Summe von 10 Mio Pfund)
Nathans Nachfolger betrieben eine sehr
konservative Geschäftspolitik und investierten
nicht in neuen Geschäftsfeldern (EIsenbahn), im
Gegensatz zum Wiener und Pariser Zweig der
Familie. Zum Teil beteiligten sie sich an den
industriellen Aktivitäten der anderen
Rothschild-Zweige (z.B. Ölind./Rußland),
aber immer nur als Juniorpartner. Ein besonderes
Faible hatten die englischen Rothschilds für Goldminen
und später dann für Diamanten
und Öl.
Die Rothschilds verfügten über ein
einzigartiges, sehr effizientes und diskretes
europaweites Informationsnetz, da alle Zweige der
Familie beste politische Kontakte besaßen.
In der englischen Politik hatten die Rothschilds
stets einen großen Einfluß, meistens allerdings
nur hinter den Kulissen. Die Rothschilds pflegten
Allianzen mit Politikern aus allen Parteien, die
ihren Interessen dienen konnten. Eine besonders
enge Beziehung bestand zu dem Premierminister
Disraeli, der mit dazubeitrug, daß in den 1870er
Jahren der internationale Goldstandard etabliert
und London zum Zentrum des internationalen
Währungssystems wurde. Günstig war dabei die
Tatsache, daß Rothschild der führende
Goldhändler der Welt war.
Eine
Schlüsselrolle spielten die Rothschilds bei der
Abspaltung der Unionist-Liberalen von der
Liberalen Partei und dann bei der Allianz mit den
Konservativen.
Die Rothschilds spielten auch eine
wichtige Rolle in der britischen Außenpolitik,
da sie die britische Politik durch Absicherung
von Anleihen und Finanzierung von Projekten
durchsetzen konnten (u.a. kurzfristiger Kauf des
Suezkanals) und die Verweigerung von Anleihen als
politisches Mittel einsetzen konnten.
=
1880-1914 war die
Phase mit dem größten Einfluß der Rothschilds
SUEZ- Kanal Coup
1875 mußte der überschuldete Ismail Pascha von
Ägypten seine 44 % Beteiligung am Suez-Kanal
verkaufen. Rothschild hörte von dem Angebot an
Frankreich und besorgte kurzfristig 4 Mio Pfund,
damit Disraeli den Anteil für die britische
Rgeierung kaufen konnte. (Rothschild verdiente
100 000 Pfund dabei)
SÜDAFRIKA
Als 1867 in Kimberley Diamanten entdeckt wurden,
gehörte Rothschild zu den ersten großen
Investoren in Südafrika. Die Bank beteiligte
sich an zahlreichen Bergbaufirmen, wie z.b. an
der Anglo-African Diamond Mining, die später von
De Beers aufgekauft wurde. 1887 garantierte
Rothschild Cecil Rhodes 1 Mio Pfund für seine
Expansion und seinen Kampf gegen den
Diamanten-Tycoon Barnato, bis die Kontrahenten
ihre Firmen fusionierten. Dabei opponierten die
Rothschilds jedoch gegen die Verquickung von
Rhodes` imperialistischen Unternehmungen mit der
Firma De Beers. Die
Rothschild-Bank gab auch der burischen Regierung
in Transvaal Kredite, denn die Rothschilds waren
in erster Linie an der Erhaltung von Frieden und
Stabilität interessiert. Auch heute halten die
Rothschilds noch eine bedeutende Beteiligung an
dem großen Gold- und Diamantenkonzern De Beers.
Im 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung
der Bank stark ab, da neue große Aktienbanken
entstanden und es an fähigen Nachkommen fehlte.
Die Bankpolitik war außerdem sehr konservativ
und nicht innovativ.
Die Weltwirtschaftskrise und der 2. Weltkrieg
stellten die Bank vor große Probleme und nur die
Solidarität der Familienmitglieder aller Zweige
verhinderte den Zusammenbruch der Londoner Bank.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Bank
reorganisiert um die Trennung von Eigentum und
Leitung zu ermöglichen.
- Rothschilds Continuation Holdings (> 50 %
Anthony de Rothschild)
- N.M. Rothschild & Sons - Bank
- New Court Securities ( NY ) --- 1981 / 82
Umwandlung in Rothschild Inc ( mit einer
Beteiligung der französischen Rothschilds )
* BRINCO ( British Newfoundland Corp. ) -
Konzession f. 70 000 Quadratmeilen in Labrador,
gr. Bodenschatzlager )
Aufschwung in den letzten Dekaden
Seit den 60er/70er Jahren konnte die Rothshcild-Bank seine Position wieder festigen. Schwerpunkte waren weiterhin der Goldmarkt, der Eurobond-Markt und ab den 80er Jahren konnte die Rothschild-Bank eine starke Stellung bei den Privatisierungen von Staatskonzernen einnehmen. Unter der Thatcher-Regierung war die Rothschild-Bank prominent vertreten. Mittlerweile ist die Rothschild-Bank weltweit bei Privatisierungen gefragt.
2003 gab es einen Einschnitt bei den Rothschild-Banken. Der langjährige Londoner Bankchef Sir Evelyn de Rothschild trat zurück und machte den Weg frei für seinen französischen Cousin David de Rothschild , der die Gesamtleitung über die zusammengelegten Pariser und Londoner Banken übernahm.
Als eine der ersten Maßnahmen beendete David de Rothschild den Goldhandel der Rothschildbank.
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