Die französischen Rothschilds
James Rothschild (1792-1868) und der Aufstieg
James, der
jüngste der 5 Rothschild-Brüder war ein
ähnlich großes Finanz- und Geschäftsgenie wie sein Bruder
Nathan in England. Beide betrieben während der
Kontinentalblockade Schmuggelgeschäfte
miteinander. Treibende Kraft war dabei Nathan, da
James zu dieser Zeit noch sehr jung war.
1817 übernahm James
die Forderungen der britischen Regierung (durch
Nathan) an den wiedereingesetzten französischen König Ludwig
XVIII, der sich im Exil 200 000 Pfund geliehen
hatte. Aus Dankbarkeit legte der König danach
seine Einkünfte bei den Rothschilds an.
Gemeinsam mit seinen
Brüdern stieg er groß ins Anleihegeschäft ein
und schuf sich ein beispiellose Machtposition,
insbesondere in der Zeit von 1830- 48, als sein
alter Freund und Kunde, der Herzog von Orleans,
König von Frankreich wurde. Dieser Bürgerkönig
sah die Mittelschicht als Fundament seiner Macht
an und pflegte enge Kontakte zu Industriellen und
Bankiers, insbesondere zu James Rothschild, der unbeschränkten
Zugang zum Hofe erhielt.
Nach dem Tode seines
Bruders Nathan (1836) war James der bedeutenste
Rothschild seiner Zeit.
Anders als seine
deutschen und englischen Verwandten setzte er
schon sehr früh auf die Industriefinanzierung,
speziell auf den Eisenbahnbau. 1837
finanzierte er mit der Linie Paris-St. Germain
(11 Meilen) die erste französische Eisenbahn.
Zahlreiche weitere Eisenbahnprojekte folgten,
wobei es zu zum Teil erbitterte Duelle mit
Rivalen wie A. Fould um Eisenbahn-Trassen
kam.
1845 beteiligte sich
James (gemeinsam mit Rothschild/GB) zu 25 % an
einem Konsortium für die Comp. du Chemin de Fer
du Nord (41-jährige Pacht für die Bahn;
äußerst profitabel/kommerzielles Kronjuwel der
Rothschilds)
Der BANKENKRIEG mit
dem credit mobilier
Der neue
König/Kaiser Napoleon III wollte eine Revolution
von oben mit einer wirtschaftlichen und sozialen
Umgestaltung durchführen, getragen von Ideen des
Fortschritts und des Saint-Simonismus. Dies
bedeutete eine offene Herausforderung der
Hochfinanz und des industriellen Unternehmertums.
Einfachen Bürgern sollte eine finanzielle
Beteiligung an der Wirtschaft ermöglicht werden.
Zahlreiche Großprojekte, wie die Umgestaltung
des Pariser Stadtzentrums, der Bau neuer
Bahnlinien und die Pariser Weltausstellung 1855,
mußten finanziert werden, vornehmlich durch den
1852/53 gegründeten Credit Mobilier mit den
Schlüsselfiguren Fould und den Gebrüdern Pereire als
Leitern.
Der Credit Mobilier
war eine Kreditbank des Volkes unter staatlicher
Aufsicht, die den Staat von der Hochfinanz
unabhängig machen sollte. Er wurde ein sehr
großer Erfolg und fand große Unterstützung in
der Bevölkerung. Große Eisenbahn- und
industrielle Projekte wurden damit
verwirklicht.
Rothschild bekämpfte
die neue Bank auf allen Ebenen und mit allen
Mitteln. 1857 mußte der Credit Mobilier in einer
wirtschaftlichen Flaute Teile des Besitzes
verkaufen und schließlich 1866/67 liquidiert
werden, wegen zu großer Investitionen in
österreichischen Staatspapieren, deren Wert nach
dem verlorenen Krieg gegen Preußen rasch an Wert
verloren.
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